Die lmplantologie als Bestandteil der zahnmedizinischen Schulmedizin unterliegt einer rasanten Entwicklung, deren Motor die Optimierung der bestehenden Implantatsysteme ist.
Das vordringende basalosseointegrierte lmplantat ist in der Lage, eine festsitzende Versorgung durch die Einbringung eines Implantates von der Seite her zu etablieren. Der Vorzug dieser Methode besteht darin, dass die Kraftübertragungsflächen im Knochen nicht mit dem Ort zusammenfallen, der dem bakteriellen Angriff ausgesetzt ist. Hierdurch kommt es nur selten zu lmplantatverlusten und das betroffene Knochenareal kann für die jeweilige Aufgabe optimal und vor Infektionen geschützt vom Körper versorgt werden. Ein Implantatverlust kann hierdurch häufig vermieden werden.
Die zahnmedizinische Indikation zugunsten der basalosseointegrierten Methode besteht jedenfalls bei den folgenden Fallgruppen:
1.) Im Falle atrophierter Ober- und Unterkiefer besteht der entscheidende Vorteil dieser Implantatmethode darin, dass das vertikale Knochenangebot unerheblich ist. Es muss zur Implantation kein Knochen transplantiert —augmentiert— oder distrahiert werden. Die oben beschriebenen Nachteile der herkömmlichen Operationsmethode und die Transplantation von Knochen aus dem Beckenkamm unter Vollnarkose werden dem Patienten erspart.
2.) Im Falle von Bisslagendiskrepanzen, insbesondere bei Vorliegen einer Klasse III Bisslage, bereitet die Versorgung des unbezahnten Oberkiefers regelmäßig Probleme, da die Prothese ohne vorhergehende chirurgische Intervention abkippt und kein normales Essen ermöglicht. Während früher in Vollnarkose eine sagitale Spaltung des Unterkiefers mit Umstellungsosteotomie vorgenommen wurde, lässt es die Versorgung mit basalosseointegrierten Implantaten zu, sagitale Stufen von bis zu 2,5 cm noch festsitzend zu versorgen, ohne den Unterkiefer operieren zu müssen. Dies bedeutet für den Patienten einen erheblichen Vorteil, weil sie ihm die Umstellungsosteotomie des Unterkiefers erspart. Dabei wird der Unterkiefer im Bereich des aufsteigenden Astes abgeschnitten und weiter zurückversetzt und anschliessend wieder angeschraubt. Schrauben und Platten müssen ggfls. später wieder entfernt werden. Ebenso wird heute immer noch die Vorverlagerung des
Oberkiefers mit oder ohne Knocheninterponat zum Zwecke der Herstellung einer Kongruenz der Kiefer durchgeführt, um anschliessend eine Totalprothese oder enossale Implantate einzugliedern. Auch dieser Eingriff lässt sich heute durch das schonendere Basalosseointegrationsverfahren ersetzen. In einem einzigen, zumeist ambulant durchgeführten Eingriff, werden an strategischer Stelle je Kiefer mindestens vier Implantate eingebracht, die die spätere prothetische Konstruktion tragen. Durch die Optimierung der Pfeilerposition lassen sich auch Hebeikräfte grösseren Ausmasses prothetisch-implantologisch neutralisieren und schadensfrei in den Kieferknochen ableiten. Die Kieferverlagerung wird so umgangen und die Patienten sind mit festsitzendem Zahnersatz adäquat versorg bar.
3.) In den Fällen, in denen eine teleskopierende, herausnehmbare Pothese zahnmedizinisch nicht vertretbar ist, weil hierdurch eine Überbelastung der wenigen, verbliebenen Zähne forciert wird, die infolge dieser Überbelastung dann selbst langfristig gefährdet wären, vermag die basalosseointegriete Methode einen Zahn zu implantieren, der kurzfristig nach der Einbringung vollwertig belastbar und für die Befestigung von gutsitzendem Zahnersatz geeignet ist. So kann leicht eine Pfeilervermehrung vorgenommen werden.